Im Jahre 1984 beschlossen meine Eltern sich richtig lieb zu haben. So erblickte ich 1985 das Licht der Welt.

Die Art der Fortbewegung war damals schon außergewöhnlich. Die ersten Jahre meines Lebens, bis Anfang der 90 ˋziger waren meine Eltern und ich mit einem MZ Gespann unterwegs. Was anderes besaßen wir zu diesem Zeitpunkt nicht.

Auch wenn meine Erinnerungen daran langsam verblassen kann ich euch sagen, ich habe es geliebt. Bei Wind und Wetter, im Sommer sowie im Winter im Seitenwagen des Motorrads meiner Eltern zu sitzen. Zugegeben, für meine Eltern war es wahrscheinlich nicht immer so entspannt, denn sie waren im Gegensatz zu mir allen Wettereinflüssen ausgesetzt.  Aber was macht das schon mit Anfang/Mitte 20 😀

Anfang der 90ˋziger kauften sich meine Eltern dann ein Auto und verbannten das Gespann in die Scheune meiner Großeltern. Klar, das erste Auto war auch sehr aufregend, dennoch nicht zu vergleichen mit dem Gespann. Später verkaufte mein Vater es. Darüber ärgert er sich heute noch, richtig so! Mittlerweile eine echte Rarität.

Die nächsten Jahre meines Lebens verliefen recht harmonisch, meine Eltern nutzten eigentlich jede freie Minute, um sich mit mir in der Natur aufzuhalten. Wandern, Bergsteigen, Fahrradtouren und Kanutouren gehörten zum Freizeitalltag. Zugegeben, als Kind fand ich das nicht immer prickelnd. Es waren oftmals keine normalen Ausflüge, wo de mal ein, zwei Stunden unterwegs warst. Eher solche, an denen du Morgens mit dem Hahnenschrei los und Abends völlig kaputt und müde nach Hause gekommen bist. Im Urlaub hieß es dann nicht Hotel, sondern Zelt oder im Winter kleiner Bungalow. Mitte der 90ˋziger muss es gewesen sein, da haben sich meine Eltern dann den ersten Wohnwagen gekauft. Ab da an war es dann völlig vorbei. Einmal Blut geleckt, willste dieses Feeling nicht mehr missen. Ein kleines zu Hause auf Rädern, dass dir Freiheit und Unabhängigkeit schenkt. Einige Jahre bescheerte uns der Wohnwagen viele schöne Abenteuer, Bekanntschaften und Erinnerungen.

Naja, irgendwann wurden meine Eltern immer spießiger, verkauften den Wohnwagen, bauten ein Haus usw.. Mir war es zu dem Zeitpunkt eigendlich völlig egal, denn ich war ein Pubertier. Die Pubertät hatte mich voll im Griff 😀

Mit 16 gabs dann ein neues Gefühl von Freiheit, das erste Motorrad, eine 125 ccm Yamaha Virago Chopper. Mit 18 dann das erste Auto. Allerdings hatte ich dazwischen einen Motorradunfall, der mein Leben ersteinmal für eine Weile auf den Kopf stellte. Ein rücksichtsloser Autofahrer fegte mich von der Straße. Aber dazu evtl. später an einer anderen Stelle mehr.

Von da an verlief mein Leben noch eine Weile mehr oder weniger normal, bis es dann nach meiner Zivildienstzeit zu einem psychischen Supergau kam. Von da an ist es bis heute nie wieder normal/einfach geworden. Was ich genau habe, warum ich es habe usw. werde ich evtl. zu einem späteren Zeitpunkt in einem seperaten Kapitel behandeln. Ein bischen Mut und Überwindung gehört schließlich auch dazu, um darüber reden zu können.

In den darauffolgenden Jahren kaufte ich mir dann einen Wohnwagen und baute diesen nach meinen Wünschen um. Dies gab mir wieder ein Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Raus aus den Alltagsproblemen. Dieser Wohnwagen war bisher die beste Therapie für mich.

Allerdings gab es auch dort Schattenseiten. Ich war seit Beginn meiner Krankheit leider kein Mensch, der ewig weit und lange Reisen konnte. Eher der Teilzeit-Ausreißer, der sich in der „näheren Umgebung“ aufhielt. Nach einer Weile nervte mich dann auch, das man immer so groß und träge war. Die Parkplatzsuche unterwegs war teilweise eine Herausforderung. Dann ständig zum Stellplatz fahren, um den Wohnwagen hinzubringen oder abzuholen. Beladen, entladen. Ankoppeln, abkoppeln. Die Füße hoch und runter kurbeln. Das Gesamtpaket hat mich einfach nur noch genervt. Hinzu kam noch, dass mein Auto nicht mehr das Jüngste war und ich damit rechnen musste, mal liegen zu bleiben oder die Reparaturkosten ins unermessliche steigen könnten.

So entschied ich mich Ende 2018, Auto und Wohnwagen zu verkaufen, um mir dann etwas anderes zu holen. Gesagt, getan. Beide Fahrzeuge gingen sogar am selben Tag weg. Nichtsdestotrotz, traurig war ich schon, immerhin hat man in den Jahren einiges zusammen erlebt.

Nun stellte sich die Frage, was kommt als nächstes. Mein Traum war es schon immer, ein eigenes Wohnmobil zu besitzen, um noch unabhängiger zu sein. Diese Idee wurde aber getrübt von dem Gedanken, dass ich ja nun kein Alltagsauto mehr besitze. Mhh, ein normales Wohnmobil als Alltagsauto ? Nee, das macht auch keinen Sinn. Ein fertiges Pössl Wohnmobil würde sich zwar auch als Alltagsauto etablieren können, jedoch müsste ich dafür voher erstmal Lotto spielen und auch noch gewinnen 😀

Ein VW T4 oder T5 Camper würden sich zwar wunderbar als Alltagsauto eignen, jedoch für meine Bedürfnisse zu klein für einen Camper. Außerdem auch viel zu teuer. Wenn man einen haben möchte, der relativ wenig Kilometer runter hat, dann kosten die auch noch ein kleines Vermögen. Also auch nichts für mich. So liebäugelte ich immer mehr mit einem Transporter. Zur Auswahl gibt es ja einige. Genauer angeschaut habe ich mir Peugeot Boxer, Citrön Jumper, Fiat Ducato, Opel Movano, Mercedes Sprinter, VW Crafter und Renault Master.

Ursprünglich sollte es dann ein Kastenwagen in der Größe L3H2 werden. Jedoch bei näherer Betrachtung ist auch diese Variante viel zu groß als Alltagsauto. Die Parkplatzsuche würde wieder zu einer Herausforderung werden und davon habe ich im Alltag schon genug.

Nach langem überlegen, abwägen und recherchieren entschied ich mich dann für einen Renault Master L2H2. Er hat zwar nicht die bevorzugte Wunschgröße, ist jedoch mit ein paar Kompromissen gut zu einem Alltagswohnmobil umzubauen. Darauf werde ich dann aber in einem anderem Beitrag genauer eingehen.

Ich erhoffe mir von diesem Projekt, irgendwann zusammen mit meiner Tochter tolle Ausflüge und Reisen machen zu können. Der Gedanke, minimalistisch, frei und unabhängig auf vier Rädern leben zu können reizt und beschäftigt mich schon viele Jahre. Nun werde ich versuchen meine Erfahrungen zu dahingehend zu erweitern.

Durch den Wohnwagen weiß ich, dass diese Art zu Leben und zu Reisen, auch wenn es erstmal nur auf Teilzeit funktioniert, die beste Therapie für mich ist. Nach dem Motto, „ich war mal kurz verschwunden, hab mich völlig neu erfunden. Weiß jetzt wie das geht.“